Mit der Strassenbahn zum Steenkamp?
Aus dem Steenkamper 1/2021
von Rainer Dodt
vom Eisenbahnmuseumsvereins VVM
www.vvm-museumsbahn.de
Ja, natürlich: bis zur Trabrennbahn und dann zu Fuß. So jedenfalls kennen das Ältere noch, die vor 1975 auf ihrem Weg in die Stadt und zurück mit Linie 1 oder 11 fuhren, wenn sie nicht in die andere Richtung zum Othmarscher Bahn-hof gelaufen sind. Aber durch die Ebertallee? Viel hat nicht gefehlt, und es wäre genau so gekommen. Die Stadt Altona bemühte sich für ihre Beitrittsgebiete Othmarschen und Bahrenfeld um eine Verkehrs-anbindung, wobei von der Steen-kampsiedlung zunächst noch nicht die Rede war – die gab es 1914 noch gar nicht. Zu Zeiten von Preußens Gloria ging es viel mehr um die Anbindung der Artillerie-Kaserne. Ein Vertrag mit der damaligen Straßen-Eisenbahn-Gesellschaft (SEG) von Februar 1914 legte den Verlauf von drei neuen Straßen-bahnstrecken durch die Vororte fest. Eine davon hätte an der Ecke Bernadottestr. / Liebermannstraße beginnen sollen und hätte zum Beseler Platz (Bf. Othmarschen) geführt. Von dort aus sollte die Strecke später durch die Dürerstraße und die Ebertallee bis zur Trabrennbahn weiterführen. Dort wäre sie dann mit der ebenfalls neuen Strecke, die von der Silcherstraße kommen sollte, verknüpft worden. Wie weit ist das Ganze gediehen?
Drei Monate hatte die SEG nach Vertragsabschluss Zeit, die Strecken fertigzustellen und in Betrieb zu nehmen. Noch bevor der Bau ernsthaft begann, fiel der Schuss in Sarajewo und mit dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges mussten alle zivilen Bauten vorerst ruhen. Nach dem Krieg bestanden die Pläne zwar immer noch, sogar noch umfangreicher, aber auf all das wurde zum Schluss verzichtet, die Zeit nach dem Kriege war wirtschaftlich kaum besser als vorher. Nur entlang der Bahrenfelder Chaussee wurde gebaut und die neue Linie zur Trabrennbahn im Januar 1923 in Betrieb genommen, die zwei Jahre später sogar noch bis zum Volkspark verlängert wurde. Die ansonsten zögerliche Haltung bei der Erweiterung des Straßenbahn-Netzes veranlasste die Stadt Altona zu guter Letzt, ihre eigene Omnibus-Gesellschaft, die Verkehrs-Aktiengesellschaft Altona (VAGA), zu gründen und die gewünschten Verbindungen von ihr bedienen zu lassen. Zwischen Liebermannstraße – Othmarscher Bahnhof und der Trabrennbahn fuhr ab 1926 die VAGA-Linie 3, die dann auch gleich zum Volkspark ausgedehnt wurde. Mit dem Groß-Hamburg-Gesetz fiel die VAGA an die Hochbahn, die das Liniennetz sofort neu gestaltete: Parallverkehre mit der Straßenbahn wurden beseitigt und die bisher am Altonaer Stadtrand endenden Busse der VAGA bis ins Hamburger Zentrum durchgebunden. Die aus Schenefeld und Lurup kommende Linie führte als Linie „L“ nun durch die Steenkampsiedlung und über die Bernadottestraße und durch St. Pauli weiter zum Hamburger Hauptbahnhof. Aber auch diesem Angebot wurde durch einen weiteren Kriegsausbruch ein Ende gemacht. Die Wehrmacht brauchte Fahrzeuge, Diesel und Personal und beschränkte alle Buslinien auf die unbedingt notwendigen Zubringerdienste.
Was 1914 nicht gelang und 1975 mit Einstellung der 11 endete, wird sich sobald auch nicht ändern: Eine neue Schienenanbindung ist nicht in Sicht.
Titelbild: © Heinz Burmeister, Heimstättervereinigung Steenkamp e.V.
Text: © Rainer Dodt vom Eisenbahnmuseumsvereins VVM www.vvm-museumsbahn.de
© Heimstättervereinigung Steenkamp e.V.