Heimstättervereinigung Steenkamp e.V. gegr. 1920

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Kindheit in den Fünfziger Jahren

aus dem Steenkamper 2/2020
Steenkamp – Kindheit in den Fünfziger Jahren
Das Haus – Am Quickborn 1
von Elfriede Ziegler, geb. Bangen (geb.30.10.1949)

Von der Straße zur Haustür ein paar Stufen hoch. Im etwas dunklen Flur geht rechts eine Tür ins „Herrenzimmer“, geradeaus in die Küche, links führt die Treppe nach oben, ganz links eine Tür zum Klo. Das meiste Leben spielt sich in der Küche ab, von wo aus man auch eine Tür ins Freie hat, zum Balkon, von dem eine Treppe in den Garten hinunter führt. Dann hat die Küche auch eine Tür zum Wohnzimmer, das Wohnzimmer ist meistens durch die offene Schiebetür mit dem „Herrenzimmer“ verbunden, so dass es ein Raum ist, der sich durch das ganze Haus erstreckt, von der Gartenseite bis zur Straßenseite. Geht man vom Flur die Treppe in den ersten Stock, so ist gleich links ein kleines Zimmer, in dem Anfang der 50er Jahre ein alter Mann als „Einquartierung“ lebt. 1953 wird es dann mein Kinderzimmer. Geradeaus von der Treppe kommt man in das Zimmer der beiden Tanten – Tante und Großtante , das zwei Fenster zur Gartenseite hat. Hier schlief die Großtante in einem Klappbett und die Tante auf einem Sofa, das man durch Ausziehen an der Seite und Umordnen der Polster jeden Abend neu zu einem Bett umbaute.  Daneben das Schlafzimmer der Großeltern, mit zwei Fenstern zur Straße. Dann das Badezimmer an der Straßenseite. 
Rechts neben der Badezimmertür beginnt die selbstgebaute Treppe auf den Dachboden, wo mein Großvater 1949 ein Zimmer für meine Eltern ausgebaut hat mit schrägen Wänden, als er im Frühjahr 1949 erfuhr, dass er im Herbst Opa werden würde. Bis ich 4 war, schlief ich dort oben mit meinen Eltern in einem Zimmer. Opa, Oma, Tante, Großtante, Papa, Mama – und ich als Kind, mit 6 Erwachsenen.
Großtante und Oma kochen für die ganze Familie.  
Von der Küche geht noch eine vierte Tür auf der Nordseite ab, in den Keller. Zunächst oben auf dem Treppenabsatz die Speisekammer.  Im Sommer stehen hier Suppenteller mit Milch auf der Fensterbank, aus der Milch wird dann Dickmilch.  Die Treppe in den Keller geht zur Kochkiste unten und der Ecke, wo die Sachen stehen, die es kühler haben sollen. Dieser erste Kellerraum heißt „Schuhputzkeller“. Von ihm gelangt man in den Heizungskeller ( sehr spannend, das Feuer zu sehen, auf das Opa Briketts legt).
Die etwas unheimlich aussehenden „Kohlenmänner“ mit schwarzen Tüchern überm Kopf liefern direkt durch das Kellerfenster den Nachschub.
Durch den Heizungskeller kommt man dann in den „Luftschutzkeller“, der immer noch so genannt wird. Die eingebauten Stockwerkbetten sind noch zu erahnen, jetzt als Regale umgebaut. Dort steht die Wäschemangel vor dem kleinen Kellerfenster zum Garten.
Hier stehen auch in den Regalen „das Eingemachte“ in den Weck-Gläsern und die selbstgekochten Marmeladen.
Wieder zurück durch Heizungskeller und Schuhputzkeller konnte man dann in den Waschkeller kommen, wo auch Opas Werkbank stand, mit seinem Werkzeug. Ein großer Bottich war dort eingemauert und von unten mit Briketts anzuheizen, dann wurde die dampfende Wäsche darin mit einer langen Holzstange umgerührt. Eine Tür führte raus zur äußeren Kellertreppe in den Garten. Bei dem Licht, das dort durch das Türfenster schien, rubbelte meine Großtante einige Teile der Wäsche auf dem Waschbrett in einer kleinen Bütte. Die glitschige grüne Seife. Für die Flecken wurde ich manchmal zu Kähler gegenüber geschickt, um „Sil“ (nicht Persil sagen!) zu holen, was ich merkwürdig fand, die waren doch für Bontsches zuständig.
Elfriede Ziegler