Heimstättervereinigung Steenkamp e.V. gegr. 1920

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Erinnerungen

Erinnerungen von Karin und Horst Henze aus dem Steenkamper Ausgabe 2/2012

Da ich seit meiner Geburt (1933 ) im Bökenkamp (damals Sandkamp) lebe, kann ich mich noch gut an die Zeit kurz vor dem zweiten Weltkrieg erinnern.
Meine Eltern hatten damals einen Obst- und Gemüseladen im Sandkamp 76. Mein Vater fuhr frühmorgens mit einem Handkarren (später Pferd und Wagen) zum Gemüsemarkt und kaufte dort die Ware, die meine Mutter im Laden (heute unser Wohnzimmer) verkaufte, während mein Vater als “Grünhöker” durch die Siediung fuhr. Gleichzeitig kam täglich der Milchmann Pein aus Osdorf mit Pferd und Wagen, der die Milch aus großen Blechkannen in die mitgebrachten Behälter verkaufte. Auch bei uns kam der von Frau Horn bereits erwähnte Herr Niebers und versuchte seine “labennigen Scholln” zu verkaufen.
Mit Beginn des Krieges wurde mein Vater Soldat und ist 1941 in Russland gefallen, worauf meine Mutter den Gemüseladen aufgab. Nach dem Krieg ubernahm sie den Vertrieb des “Hamburger Echo” und war somit bis zum Ende dieser Zeitung die Zeitungsfrau für unsere Siedlung.
Von den Geschäften an der “Ecke”, wie wir die Geschäftsansammlung bei der Rennbahn nannten, ist nur noch “Rögners Backstube” nachgeblieben. Damals backte dort Walter Rögner das Brot, später sein Sohn Günter und seit einigen Jahren ein ehemaliger Mitarbeiter, der den Namen aber übernommen hat.
In dem Dungweg zwischen Bökenkamp und Ebertallee (damals Horst-Wessel-Allee) war das Kohlenlager vom Kohlenhändler Wolf, der die Siedler mit Kohlen, Koks und Brikett belieferte.
In der jetzigen Änderungsschneiderei war damals der Schlachter Fricke, später Arthur Lewerenz. Daneben war das Schuhgeschäft Scherer. Als der Besitzer den Laden aufgab, übernahm Lewerenz die Räume als Kühlraum für seine Schlachterei.
Daneben war der Uhrmacher Birke, der nicht nur Uhren reparierte, sondern auch Schmuck und Uhren verkaufte. Auch diese Räume übernahm später Lewerenz (inzwischen der Sohn Manfred) und eröffnete dort den weitbekannten Schlachterladen. Heute ist dort das asiatische Restaurant “Samarkand”, sowie der Blumenladen von Frau Möller.
Gegenüber, rechts neben dem Torweg zur Bäckerei, war der Gemüseladen Schweren, später Fußpflege und heute ein Fingernagelstudio. Auf der anderen Seite vom Torweg war das Bekleidungsgeschäft Conrad, für damalige Verhältnisse ein gewaltiges Geschäft mit fünf großen Schaufenstern. Heute werden diese Räume für Massagen und Krankengymnastik benutzt.
Dann kommt Rögners Backstube, und daneben war der Kolonialwarenhändler (Kramer) Hammer. später ein Gardinenfachgeschäft und heute ein Frisiersalon. Daneben war Marckmann mit Haushaltswaren, sowie Pfeifen und Tabakwaren. Heute ist dort der Mittagstisch “Lincontro”. Daneben lag das Schreibwarengeschäft Thorban, welches auch Zeitungen und Spielwaren verkaufte. Anschließend führte Familie Weiss das Geschäft weiter und nach langem Umbau wurde es ein Tatoo-Laden, der inzwischen wieder aufgegeben hat. Der letzte Laden war der Milchmann Rehder. später hatte Frau Möller dort ihren Blumenladen, jetzt ist dort ein China-lmbiss.
Dann folgte ein gemauerter Wartesaal für die Fahrgäste der Straßenbahnlinien 12 und 31. Dieser wurde abgerissen, als die Altonaer Volksbank an der Stelle ihre Filiale baute. Nachdem die Volksbank ihre Filiale an der Theodorstraße eröffnete, wurde aus diesen Räumen das Lokal “Zum Sulky” und der “Sulky-Grill”. Inzwischen “Golden Times” und “Arena-Grill”. Dann kam das Elektrofachgeschäft (für uns war es der Radiohändler) Engelmann, welches später erweitert wurde und seit vielen Jahren von Herrn Cords geführt wird.
In dem heutigen Hähnchengrill war damals ein kleiner Süßwarenladen und daneben der Zigarrenladen von Frau Moorbach, der später von Frau Jacob übernommen
wurde und heute auch als Lotto-Annahmestelle dient.
Wo heute der Croqueladen ist und zuvor der türkische Gemüseladen ihre Waren aboten, war vorher die “Hummel-Drogerie”, und im letzten Haus war das Tapetengeschäft Thomsen, in dem der Sohn auch heute noch lebt.
Soweit zur “Siedlung Steenkamp”. Gegenüber war damals die Tribüne der Trabrennbahn. Diese wurde in den 70ger Jahren abgerissen, weil dort ein Zubringer zur Autobahn geplant war. Das Gelauf und eine neue Tribüne wurden Richtung Lurup verlagert. An der Ecke Notkestraße (damals Möllner Straße) entstanden nach dem Abriss der Zigarrettenfabrik Reemtsma die heutigen Bürohauser.
Das Gebäude, in dem der THW und andere Firmen ihre Heimat gefunden haben, war damals eine Infantrie-Kaserne. Daneben lag ein ähnliches Gebaude, welches zur Schokoladenfabrik Gartmann gehörte. Auch dieses musste den heutigen Burogebäuden weichen.
Dann folgen die Gebäude, die damals zur Deutschen Luftwaffe gehörten und heute als Wohnungen genutzt werden und dann die von Frau Horn bereits erwähnte Steenkamper Schule, die ich von 1939 bis 1943 besuchen durfte.

handkarren

Das Bild zeigt meinen Vater mit seinem Handkarren, aus dem er Gemüse verkaufte.