Heimstättervereinigung Steenkamp e.V. gegr. 1920

0

Straßennamen

Was bedeuten die Straßennamen in der Steenkampsiedlung?

Einige der Straßen wurden, insbesondere nach der Eingliederung von Altona nach Hamburg, umbenannt. Hier einiges Wissenswerte.
Quelle: Festschrift „100 Jahre Steenkamp“

Am Quickborn

Am Quickborn
benannt 1920. Abgeleitet von Born = Quelle, Brunnen oder Wasserstelle. Laut schriftlicher Überlieferungen aus der Zeit vor dem Bau gab es am Ostende eine kleine, klare Quelle, die einen kleinen Bach speiste. Schräg gegenüber vom Baur’schen Rettungshaus, nahe der damaligen Lauenburger Straße, mündete dieser Bach dann – ungefähr Höhe Bökenkamp 4 – in einen kleinen Teich.

Am Torbogen

Am Torbogen
benannt 1950 nach dem Torbogen in der Straße, der den Übergang zum Rüsternkamp bildet. Früher: Drosselweg. Um 1940, im Wandel des Groß-Hamburg-Gesetzes von 1937, vorgesehene Umbenennung in: Wilhelm-Langfurth-Weg oder Langfurthweg.

Bökenkamp
benannt 1950 nach einem frei gebildeten Namen (Böken = Buchen). Früher: Sandkamp (sandiges Feld), dessen Name auf eine alte Flurbezeichnung zurückgeht. Um 1940, im Wandel des Groß-Hamburg- Gesetzes, vorgesehene Umbenennung in: Bökenremen.

Bökentwiete
benannt 1950 nach der anliegenden Straße Bökenkamp (Buchen- twiete, Twiete = kleiner Verbindungsweg zwischen den Straßen). Früher: Maienweg. Um 1940, im Wandel des Groß-Hamburg-Gesetzes, vorgesehene Umbenennung in: Bökenremenweg. Eine Straße ohne Anlieger.

Ebertallee/Osdorfer Weg

Ebertallee
benannt 1945 nach Friedrich Ebert (1871–1925), deutscher Sozialdemokrat und Politiker, erster Reichspräsident der Weimarer Republik von 1919 bis 1925. Früher: Lauenburger Straße, nördlicher Teil, ab Osdorfer Weg und Dürerstraße, zwischen Osdorfer Weg und Cranachstraße; 1925 umbenannt in Friedrich-Ebert-Allee, 30.3.1933 umbenannt in Horst-Wessel-Allee. Um 1940, im Wandel des Groß-Hamburg-Gesetzes, vorgesehene Umbenennung in: Rembrandtstraße. Am 1.10.1945 endgültig umbenannt in Ebertallee. Die frühere Namensgebung deutet auf das Königlich Preußische Lauenburgische Fußartillerie-Regiment Nr. 20 und Feldartillerie-Regiment Nr. 45. hin, die ihre Kasernen am oberen Teil der Straße bzw. an der Theodorstraße hatten.

Fernando-Lorenzen-Platz
benannt 2010. Fernando Lorenzen (1859–1917) war ein deutscher Architekt, der vor allem durch zahlreiche Kirchenbauten in Hamburg in Erscheinung trat. Früher: Friedenseichenplatz. Diese Bezeichnung galt für die Straße rings um den kleinen Platz, auf dem das Gefallenen-Denkmal am Wochenmarkt Groß Flottbek steht. Die letzten Häuser der Groß Flottbeker Straße und die ersten Häuser der Osdorfer Landstraße (z. B. auch das Restaurant Ramcke) gehörten hierzu. 1930 Aufhebung der Straßenbezeichnung Friedenseichenplatz.

Grotenkamp

Grotenkamp
benannt 1926 nach einer ehemaligen Flurbezeichnung (Grot = groß, Kamp = Feld).

Hellweg
benannt 1920 nach einer ehemaligen Flurbezeichnung (Hell = Abhang, d. h. Weg an einem Abhang). Eine Straße ohne Anlieger.

Im Hag
benannt 1920. Soll die Erinnerung an das der Bebauung zum Opfer gefallene Tannenwäldchen festhalten.

Notkestraße
benannt 1949. Bernt Notke (um 1435–1509) war ein in Nordeuropa bekannter Lübecker Maler und Bildhauer. Früher: Möllner Straße. Um 1940, im Wandel des Groß-Hamburg-Gesetzes, vorgesehene Umbenennung in: Bernt-Notke-Straße. Die frühere Namensgebung ist, wie bei der Lauenburger Straße, auf die Militärgeschichte zurückzuführen.

Osdorfer Weg/Grotenkamp

Osdorfer Weg
benannt 1904 nach dem Ort Osdorf. Früher: Bis zur Grenze von Groß Flottbek, Bahrenfelder Chaussee bis zum Jahre 1928/29.

Riemenschneiderstieg
benannt 1947 nach dem Bildhauer und Schnitzer Tilman Riemenschneider (um 1460–1531). Früher: Emmichstraße. Die Keimzelle der Steenkampsiedlung.

Rosenwinkel

Rosenwinkel
benannt 1950 als frei gewählter Name. Namensgebend war in erster Linie die schmale winkelige Form der Straße. Früher: Im Winkel. Um 1940 vorgesehene Umbenennung in: Adam-Kraft-Weg.

Rüsternkamp
benannt 1922 als frei gebildeter Name (Rüster = Ulme, Kamp = Feld).

Sievertstraße
benannt 1947 nach Wilhelm Sievert (1864–1945), Senator in Altona von 1920–1933, wohnte in der Sievertstraße Nr. 2. Früher: Lohweg. Die frühere Bezeichnung deutet auf den seinerzeit zwischen Grabenstücken und Ohlenkamp gelegenen Eichenwald, die „Loh“, hin.

Steenkamp

Steenkamp
benannt 1920 nach einem ehemaligen Flurnamen (Steen = Stein, Kamp = Feld, steiniges Ackerland). Hausnummern siehe Vogelweide.

Stutsmoor
benannt 1920 nach der alten Flurbezeichnung. Abgeleitet von Stod = Stute. Also eine Einfriedung für Pferde mit moorigem Untergrund, bzw. eine Weide mit staudenartigem Gebüsch.

Veit-Stoß-Weg
benannt 1950. Veit Stoß (um 1447–1533) war ein Nürnberger Bildhauer und -schnitzer der Spätgotik. Bis zum Groß-Altona-Gesetz von 1927 war der Weg unterteilt in Sandkamp und Grenzstieg. Westlicher Teil bis zur Grenze von Groß Flottbek: Sandkamp. Daran östlich auf Bahrenfelder Gebiet (etwa ab Drosselweg) anschließend: Grenzstieg. Ab 1927 nur noch Grenzstieg genannt.

Vogelweide um 1920

Vogelweide
Der Platz vor dem Steenkampsaal trug diese Postadresse und hatte eine eigene Nummerierung. Um 1940, im Wandel des Groß-Hamburg-Gesetzes, vorgesehene Umbenennung in: Sommerlust. Die Vogelweide integrierte man letztendlich wohl erst ab 1952 komplett in die Straße Steenkamp, die daraufhin teilweise umnummeriert werden musste. Vogelweide 1–15 sind heute Steenkamp 16–28 und 23–37. Ab hier folgt die neue Nummerierung des Steenkamps Richtung Norden. Links Steenkamp 39, vormals 23, rechts Steenkamp 30, vormals 16. Der Name Vogelweide wird trotz der Umbenennung bis heute von den Steenkampern für die Bezeichnung des Platzes benutzt und ist der zentrale Punkt für Feste sowie Startpunkt vieler anderer Aktivitäten.

Postamt in der Wichmannstr.

Wichmannstraße
benannt 1947. Ernst Heinrich Wichmann (1823–1896) deutscher Pädagoge, Schriftsteller und Politiker, gab 1856 die „Geschichte Altonas“ heraus. Früher: Kluckstraße.

Mehr Bilder und Geschichten aus den Strassen der Steenkampsiedlung in unserem Online-Rundgang

Verwendete Literatur / Anmerkungen: 

– Festschrift „100 Jahre Steenkamp“ Heimstättervereinigung Steenkamp e. V.

– Heimstättervereinigung Steenkamp e. V., Zehn Jahre Steenkamp 1920–1930; Harder, Hans; Das Gelände der Siedlung vor der Bebauung, August 1930

– Der Steenkamper; Harder, Hans; Steenkamper Straßennamen, Juli 1922

– Bürgerverein Flottbek-Othmarschen e. V.; Flottbek Othmarschen einst und jetzt; Gese, Hermann, Unsere Straßen und Plätze; 2. Auflage mit Ergänzungen 1981–1997; S. 165–183

– Harder, Hans; Kulturgut in den Flurnamen Altonas, 2. Auflage 1934 // Hamburger Adressbücher aus den Jahren 1920–1953

– https://geoportal-hamburg.de/geo-online/

Da die meisten Überlieferungen zu den Bezeichnungen der Straßen und Flurbezeichnungen auf den Recherchen von Hans Harder zu beruhen scheinen, folgen hier weitere Informationen über seine Person: „Hans Harder wurde 1880 in Schmalensee (Holstein) geboren. Von 1909 bis 1928 wohnte er in Groß Flottbek, arbeitete hier als Lehrer an der Volksschule (Röbbek) und widmete sich daneben der Erforschung der Heimatgeschichte. Harder hat aus den Erzählungen alter Einwohner der Elbgemeinden viel über längst vergangene Zeiten erfahren und der Nachwelt überliefert. Von 1928 bis zu seiner Pensionierung im Jahre 1936 lebte er in Osdorf, unterrichtete an der dortigen Schule (Rugenbarg) und vertiefte sich in die Osdorfer Ge- schichte. Harder verstarb 1945. Neunzehn Jahre später wurde nach ihm eine Straße nahe seiner letzten Wirkungsstätte benannt.“

Wendt, Martin, 700 Jahre Flottbek 1305–2005, Eine Chronik, Hamburg 2005, BoD Verlagsservice, Hamburg

„Durch die Eingemeindung Altonas nach Hamburg mussten leider einige der alten Namen fallen, weil sie in Groß-Hamburg mehrfach vorkamen. Dahin gehören: Vogelweide, Lohweg, Grenzstieg und Drosselweg. Diese ohne weiteres erklärbaren Straßennamen durch Flurnamen zu ersetzen, war nicht möglich, weil die Gruppe der Flurnamen für die Landschaft um die Siedlung Steenkamp erschöpft war. Man ging deshalb dazu über, die schon vor Jahren für Straßen südlich der Siedlung Steenkamp begonnene Bezeichnung mit Namen großer Maler und Bildhauer auch für Siedlungsstraßen zu verwenden.“

Der Steenkamper; Hansen, Max; Die-Straßennamen der Siedlung- Steenkamp, Nr. 3 Mai/Juni 1957