Heimstättervereinigung Steenkamp e.V. gegr. 1920

Flüchtlingsunterkünfte

Bitte um Unterstützung:

Liebe Ehrenamtliche aus der Arbeit mit Geflüchteten,
viele von Ihnen wissen von den Bürgerverträgen, die 2015/2016 zwischen einer Bürgerinitiative und der Stadt geschlossen wurden. Es ging damals sehr schnell und als die Inhalte der Verträge bekannt wurden, waren sie bereits unterschrieben.
Genauer finden Sie alles in dem Brief anbei, soviel sei aber hier zusammengefasst:

  • Die Luruper Hauptstr soll im September schließen (jetzt wohl erst im März nächsten Jahres)
  • Die Notkestr.25 und der Bloomkamp im Dez.2020
  • August-Kirch-Straße soll reduziert werden auf 300 Personen

Nun ist es nicht grundsätzlich verkehrt auf den Abbau dieser großen Unterkünfte hinzuarbeiten, allerdings gibt es in Hamburg – wie alle wissen – zu wenig bezahlbare Wohnungen. Und die Bürgerverträge gelten für viele Unterkünfte in Hamburg.
Das heißt: Werden sie umgesetzt (und die Bürgerinitiative besteht darauf), müssen die Menschen größtenteils in andere Unterkünfte ziehen.
Da viele Unterkünfte im Hamburger Gebiet aufgrund der Bürgerverträge reduziert oder geschlossen werden sollen, bedeutet das, dass die bleibenden Unterkünfte größer, voller, enger werden.
Die Menschen müssen wieder von vorne anfangen, werden ein weiteres Mal entwurzelt…
Für eine Wohnung nehmen das alle in Kauf, aber nicht, wenn sie nochmal „zwischengewohnt“ werden.
 Wir (Anwohner*innen Bahrenfelds, Ehrenamtliche und Einrichtungen) wollen dem Bezirksamt und der Stadt gerne zeigen und sagen, dass es im Stadtteil auch Menschen gibt, die hierzu eine andere Meinung haben.
Es hilft der Stadt in der Verhandlung, wenn sie weiß, dass die Bürgerverträge nicht die Interessen aller im Stadtteil wiederspiegeln und es andere Möglichkeiten gibt, die die Integration der Geflüchteten nicht erschwert und trotzdem die Unterkünfte nach und nach abbaut.
Und weil wir in diesen Zeiten so schlecht Unterschriften sammeln können, bitte ich um Folgendes:
Wenn Sie diesen angehängten Brief unterstützen wollen (er geht an die Staatssekretärin für Soziales, Frau Lotzkat und an Frau Dr. von Berg, die neue Bezirksamts-Leitung), bitte ich Euch  


Sie können einfach den Namen daruntersetzen lassen mit Eurem Bezug ( also: Anwohner*in, Ehrenamtliche,…)
Sie können aber gerne auch selbst einen Kommentar-Satz dazu schreiben. Das heften wir dann hinten an.
Die Initiatoren sind: Nathan Arilishere (Quartiersmanager Bahrenfeld), Andrea Hoi (Flüchtlingshilfe Luthergemeinde), Bärbel Dauber (Ev. Luth. Kita-Werk HHSH)
Wir freuen uns über viele Stimmen. Geben Sie die Mail gerne weiter.

Die Stimmen müssen bis zum 12.5. bei uns eingegangen sein, da am 15.5. der Brief übergeben wird.
Vielen, vielen Dank!


Ev.-Luth. Kita-Werk
Hamburg-West/Südholstein
Projektleitung Zusammenarbeit mit geflüchteten Familien
Bärbel Dauber
Max-Zelck-Straße 1, 22459 Hamburg
Telefon 040 558 220-603
mobil: 0176 228 36 419
baerbel.dauber(at)kitawerk-hhsh.de


und hier der Brief, um den es geht:

Sehr geehrte Frau Lotzkat, sehr geehrte Frau Dr. von Berg,

wir, die Haupt- und Ehrenamtlichen aus den Einrichtungen in Hamburg Bahrenfeld, blicken aktuell voller Sorge auf die anstehende Entwicklung in den Bahrenfelder Wohnunterkünften.

In den von der Hamburger Bürgerschaft und Vertretern der Volksinitiative „Hamburg für gute Integration“ im Juli 2016 vereinbarten Bürgerverträgen (Drucksache 21/5231) zur Unterbringung und Integration von Geflüchteten wurden für die Schließung und den Rückbau von Wohnunterkünften Fristen sowie für die Belegungszahlen Obergrenzen festgelegt. Der mit der Bürgerinitiative LOB (Lurup-Osdorf-Bahrenfeld) geschlossene Bürgervertrag (Drucksache 21/5231, Anlage 3f) beinhaltet dabei für Bahrenfeld folgendes:

– Schließung der Wohnunterkunft Luruper Hauptstraße 11 bis zum 30.09.2020. Maximale Belegungszahl: 378 Personen, Stand 31.01.2020: 324 Personen.

– Schließung der Wohnunterkunft Notkestraße 25 bis zum 31.12.2020. Maximale Belegungszahl: 648 Personen, Stand 31.01.2020: 562 Personen.

– Abbau der Belegungszahlen in der Wohnunterkunft August-Kirch-Straße bis zum 31.05.2020 auf maximal 300 Personen. Stand 31.01.2020: 438 Personen.

Diese Vorgaben aus dem Bürgervertrag bedeuten aktuell für ca. 1.000 Menschen, dass sie innerhalb der nächsten acht Monate ihr Bahrenfelder Wohnumfeld, in dem sie teilweise seit mehreren Jahren leben, verlassen müssen. Dies betrifft auch viele Familien und Menschen mit hohen psychischen Belastungen.

Würde das dazu führen, dass alle diese Menschen aus ihrer jetzigen Wohnunterkunft dauerhaft in privaten Wohnraum umziehen, unabhängig davon in welchen Stadtteil Hamburgs, wäre das eine gute, begrüßenswerte Aussicht.

Alle, die Bewohner*innen aus den Wohnunterkünften bei der Wohnungssuche unterstützen, wissen, dass der Hamburger Wohnungsmarkt immer noch viel zu wenig bezahlbaren Wohnraum bietet.

Die Folge wird also vielmehr sein, dass die Menschen erneut in einer Wohnunterkunft untergebracht werden. Für manche ist es die fünfte bis sechste Unterkunft. Da im gesamten Stadtgebiet Wohnunterkünfte abgebaut werden, unter anderem auch aufgrund von Bürgerverträgen, wird sich die Wohnsituation in den noch verbleibenden Wohnunterkünften deutlich verschlechtern. Dort wird wieder enger belegt werden müssen, um die Menschen unterbringen zu können.

Die Verlegung von geflüchteten Familien und Einzelpersonen, die teilweise seit Jahren öffentlich untergebracht sind, in weitere Wohnunterkünfte anstatt ein Umzug in eine eigene Wohnung bedeutet Unsicherheit, Enttäuschung und Desintegration. Es handelt sich wieder nur um eine Unterbringung auf Zeit und gibt keine Beständigkeit. Die Menschen müssen wieder von vorne anfangen, sich ihr soziales Leben aufzubauen, Kinder müssen sich an neue Kitas gewöhnen und viele Schüler*innen die Schule wechseln, Jugendliche verlieren ihre Anlaufstellen wie Jugendhäuser oder Sportvereine und müssen sich neue suchen – all das mit dem Wissen, dass es wieder nur eine Übergangslösung sein wird.

Die Kinder und Jugendlichen werden erneut aus ihren Bezügen gerissen, entwurzelt – sie haben oft durch die Flucht bereits viele Beziehungsabbrüche erlebt und Vertrautes verloren.

Wir tragen eine Verantwortung den Menschen gegenüber, die nach Flucht und Verfolgung in Bahrenfeld eine neue Heimat gefunden haben. Es ist ihnen nicht zuzumuten, wieder von vorne anzufangen, an einem Ort, der sehr wahrscheinlich nicht besser sein wird als der jetzige und an dem sie am Ende auch nicht dauerhaft ankommen können.

Bei einem Umzug in eine eigene Wohnung gestaltet sich dies anders. Der Bezug einer eigenen Wohnung ist für alle Geflüchteten das zu erreichende Ziel. Eine eigene Wohnung ist mit Privatsphäre, Ruhe, Stabilität, Verlässlichkeit, Wertschätzung und Ankommen verbunden. Sie ist ein wichtiger Faktor in einem gelingenden Integrationsprozess.

Wir fordern daher,
● dass der Abbau der Plätze in den betroffenen Wohnunterkünften nur anhand von Umzügen von Bewohner*innen in eine eigene Wohnung stattfindet. Dies wird aufgrund des Hamburger Wohnungsmarktes nicht bis September und Dezember diesen Jahres zu schaffen sein.
● eine Abkehr von den Schließungs- und Rückbauplänen, wie sie im Bürgervertrag festgeschrieben sind. Die Wohnunterkünfte sollen erst dann geschlossen werden, wenn die jetzigen Bewohner*innen in eigene Wohnungen vermittelt wurden.
● baldmöglichst ein Gespräch mit allen Beteiligten darüber, wie Bewohner*innen schnellstmöglich in eigenen Wohnraum vermittelt werden können.
● dass die frei werdenden Zimmer in den Wohnunterkünften nicht neu belegt, sondern an Familien vergeben werden, damit diese mehr Platz haben. Einzelpersonen sollen Einzelzimmer erhalten. Frei gewordene Räume könnten auch zu Spiel- oder Lernzimmern mit Internet-Anschluss umgebaut werden.
● dass das Personal von fördern und wohnen im Sozialmanagement nicht vor Schließung der Wohnunterkünfte abgebaut wird, um diese sozial verträglich begleiten zu können.

Wir als soziales Netzwerk um die Wohnunterkünfte sind gerne bereit, soweit wir es können, dabei zu unterstützen.

Es ist nicht nur zum Wohl der Bewohner*innen sondern mittelfristig für die Stadt insgesamt von Vorteil, wenn die Bewohner*innen der Wohnunterkünfte dauerhaft gut in den Quartieren integriert sind. Dies wird über einen erneuten Umzug in eine Wohnunterkunft nicht gelingen.

Max •


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